Sehr geehrte Redaktion Leserbriefe,
Der (linke) israelische Historiker Moshe Zimmermann hat Recht: Israel hat "es geschafft, das Potenzial für eine Zweistaatenlösung zu ruinieren". Linke wie rechte Regierungen haben durch die Ansiedelung von 600.000 Israelis im Westjordanland und Ost Jerusalem stattdessen die Idee eines Großisrael zementiert und eine Teilung des Landes unmöglich gemacht. Oslo und der UNO-Teilungsplan haben sich als Irrtum erwiesen. Israels historische/religiöse Wurzeln liegen in Judäa und Samaria, dem Westjordanland, und nicht in Tel Aviv. Den Palästinensern blieben statt eines "Staates" höchstens zerstückelte Homelands auf etwa 13% ihres Landes, ohne eigene Armee, ohne Kontrolle der Grenzen und des Wassers. Warum sollte man für Israel/Palästina eine solche Homeland-Politik wollen, die man im ehemaligen Apartheid-Südafrika abgeschafft hat? Es braucht vielmehr den Mut eines israelischen F.W. de Klerk und eines palästinensischen Mandela um einen gemeinsamen demokratischen Staat, mit gleichen Rechten für all seine Bürger und Flüchtlinge, aufzubauen. Bereits jetzt, ohne die Annektierung der besetzten Gebiete, hat Israel eine mehrheitlich arabische Bevölkerung, denn die Mizrahim bilden mit den Palästinensern eine Mehrheit gegenüber den Aschkenasim. Die arabischen Juden aus Irak, Marocko, Tunesien oder Ägypten haben mit den Palästinensern mehr gemeinsam (Geschichte, Kultur, Sprache, Essen), als mit den europäischen Juden. Sie könnten eine Brücke sein in einem gemeinsamen jüdisch-palästinensischen Staat, der auch von seinen arabischen Nachbarn anerkannt und als Vorbild gesehen würde.
750.000 Palästinenser (im Artikel steht fälschlicherweise 70.000) sind im Zuge der israelischen Staatsgründung 1948 vertrieben, enteignet und ausgebürgert worden - 150.000 blieben. Der (rechte) israelische Historiker Alon Klibanov erkennt den Flüchtlingsstatus für diese Vertriebenen an, aber nicht für deren Nachkommen: "das ist lächerlich". Warum die palästinensische Rückkehr der Flüchtlinge (UNO-Resolution 194) nach nur 70 Jahren lächerlich sein soll, nicht aber die jüdische Rückkehr nach Tausenden Jahren, erklärt er nicht.
Mit freundlichen Grüßen,
Sabine Matthes
Glötzleweg 43
81477 München
Tel.: 089-791.8513
Leserbrief zu Alexandra Föderl-Schmid: "Irgendwann stirbt selbst die Hoffnung ... Frieden haben die Verträge von Camp David und Oslo nicht gebracht ... ", SZ vom 13.09. 2018, Seite 8
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