Sehr geehrte Redaktion Leserbriefe,
In seinem Kommentar "Gut gemeint, aber falsch" spricht sich Martin
Bernstein unverständlicher weise gegen das Stolperstein-Begehren in
München aus. Obwohl die Stolpersteine eines der weltweit größten
dezentralen Mahnmale sind, um das ungeheuere Ausmaß der
Massenvernichtung von Menschen während der Naziherrschaft mitten in
unserem alltäglichen Leben wirkungsvoll sichtbar zu machen. Europaweit
wurden bereits etwa 70.000 Stolpersteine in 24 Ländern in 1.600
Städten verlegt - darunter in Berlin, Hamburg, Köln und Frankfurt a.
Main über 15.000 Gedenksteine. In München fehlen sie leider, man fragt
sich also: gab es in der Hauptstadt der Bewegung etwa keine
Vernichtung? Deswegen möchte das "Bürgerbegehren für Stolpersteine auf
öffentlichem Grund auch in München" diesen Misstand beheben. Auch der
Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Dr. Josef Schuster
findet diese Form der Erinnerung wichtig und gut: "Die kleinen
Messingsteine lassen uns immer wieder mitten im Alltag innehalten. Wir
beugen uns hinunter, um den Namen lesen zu können. Wir verbeugen uns
vor den Menschen, die den Nationalsozialisten zum Opfer fielen. Und
uns wird bewusst: Sie lebten hier, mitten unter uns. Es waren
Nachbarn." Dass Martin Bernstein dieses Verbeugen und Erinnern dennoch
für falsch hält, ist sein gutes Recht. Dass er aber einen der
Mitstreiter des Münchner Begehrens, den früheren FDP-
Bundestagsabgeordneten Hildebrecht Braun, wegen dieses Engagements in
die Nähe von ungewolltem Antisemitismus rückt, ist eine völlig
abstruse Frechheit.
Mit freundlichen Grüßen,
Sabine Matthes
Glötzleweg 43
81477 München
Tel.: 089-791.8513
Leserbrief zu Stolpersteine-Begehren "Gut gemeint, aber falsch" von Martin Bernstein, SZ München Teil Seite R1, vom 04.09.2018
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