(Veröffentlichter) Brief an GRÜNE Bundestagsfraktion, Fragen zu Ihrem Anti-BDS-Beschluss, Deutsch-Arabische-Gesellschaft, 31.05.2019


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31.05.2019

Frage zu Ihrem Anti-BDS-Beschluss



Sehr geehrte GRÜNE Bundestagsfraktion, sehr geehrte Abgeordnete,

zunächst gratuliere ich Ihnen herzlich zu Ihrem wunderbaren Wahlerfolg und hoffe, dass Sie viele Ihrer Ideen zum Schutz von Umwelt, Klima, Gesundheit und Menschenrechten umsetzen können!

Zu Ihrem Anti-BDS-Beschluss habe ich aber Fragen. Sie wissen doch, dass die Politik es in 70 Jahren nicht geschafft hat, den Palästinensern zu ihren Rechten zu verhelfen. Im Gegenteil, Ihr passives Zusehen, leere Lippenbekenntnisse, haben zur steten Verschlimmerung beigetragen! Inzwischen wird die 3. Generation in Flüchlingslagern geboren. Und, - seien Sie ehrlich! - einen palästinensischen "Staat" wird es nie geben, Netanjahu spricht es ehrlich aus. Ihre Politik hat NICHTS getan, um zu verhindern, dass eine Zwei-Staaten-Lösung, durch über 600.000 Siedler, inzwischen längst unmöglich ist - de facto existiert EIN Land zwischen Mittelmeer und Jordan: Israel. Es bleiben den Palästinensern "Homelands" auf zerstückelten 10% Rest-Palästina. Warum unterstützen Sie in Israel/Palästina eine Homeland-Politik, die Sie in Apartheid Südafrika verurteilt haben? Während Sie, jeder Deutsche, Israel/Palästina besuchen darf, ist die Mehrheit der indigenen Palästinenser seit 1948 vertrieben, enteignet, entrechtet und ausgebürgert. Wenn die Flüchtlinge im Gazastreifen für ihr Rückkehrrecht demonstrieren, - wie es jedem Flüchtling dieser Welt zusteht - werden sie von israelischen Soldaten erschossen, es kam zu Tausenden Toten und Verletzten bei den Demonstrationen der letzten Monate! Wenn Sie das nicht an das Sharpeville Massaker in Apartheid Südafrika erinnert, weiss ich nicht, was sonst. Auch dort kämpften die Schwarzen für ihre Rechte und wurden dafür erschossen. Sie wissen sicher, dass Ikonen der schwarzen Bürgerrechtsbewegung wie Bischof Desmond Tutu und Angela Davis BDS unterstützen - ebenso wie Millionen anderer schwarzer, jüdischer, christlicher und anderer Bürgerrechtler - weil sie ihre eigene frühere Unterdrückung in den Palästinensern wieder erkennen. Wenn Sie mit mir übereinstimmen, dass der Boykott Südafrikas sehr wohl beigetragen hat, aus Apartheid Südafrika eine Demokratie mit gleichen Rechten für all seine Bewohner zu machen, dann sollten Sie doch ebenso BDS unterstützen, um Israel zu einer echten Demokratie zu machen, mit gleichen Rechten für all seine Bürger und Flüchtlinge? 

Sie schreiben, nur durch eine Zwei-Staaten-Lösung könne Israel eine Demokratie und ein mehrheitlich jüdischer Staat bleiben. Ein Widerspruch in sich! Denken Sie, man kann ein ursprünglich arabisches Land mit "demokratischen" Mitteln in einen mehrheitlich jüdischen Staat verwandeln? Da Israel die Hälfte seiner Bevölkerung entrechtet und ausgebürgert hat, nämlich die palästinensischen Flüchtlinge von 1948, kann Israel nur eine Demokratie werden, wenn es diese Flüchtlinge gemäß UNO-Resolution 194 wieder an ihre Heimatorte zurück lässt. Ansonsten bleibt es eine Ethnokratie, ein Apartheid Staat, der einer Ethnie mehr Rechte gibt, als der anderen - indem er allen Juden der Welt per "Law of Return" die Einwanderung nach Israel erlaubt, während er der Mehrheit der Indigenen, nämlich den pal.-arab. Flüchtlingen von 1948, ihr von der UNO garantiertes Rückkehrrecht verweigert. Ich bin entsetzt, dass Sie Millionen Menschenrechtlern, wie Bischof Desmond Tutu und Angela Davis, "antisemitische Methoden" unterstellen - nur weil sie gleiche Rechte für Palästinenser fordern!!!?? 

Mit freundlichen Grüßen,
Sabine Matthes
München
Fotografin, Journalistin,