Leserbrief zu: "Wohin mit dem Elektroschrott" - "Raus aus der Schublade - Millionen alte Handys liegen in München ungenutzt herum, weil die Besitzer sie aus Angst vor Datenklau nicht wegwerfen wollen - dabei könnte man damit sogar Gutes tun", SZ R2 vom 17. Juli 2019
Sie schreiben: "Die Deutsche Umwelthilfe schätzt, dass 124 Millionen Handys in Deutschland ungenutzt bei ihren Besitzern liegen. Heruntergerechnet wären das etwa 2,3 Millionen alte Handys allein in München." Die Besitzer wollen sie "aus Angst vor Datenklau nicht wegwerfen". Man fragt sich, wenn das Smartphone ein "Lebenspartner" geworden ist, dem man all seine Daten und Geheimnisse anvertraut - ein Begleiter den man in libidonöser Abhängigkeit ständig an der Hand hält und streichelt, egal ob im Kino oder im Bett - warum man einen so wertvollen Schatz alle paar Monate auswechseln und wegwerfen will!? Sowohl Hersteller als auch Besitzer sollten dem Objekt der Begierde den entsprechenden Wert zumessen - es so langlebig und teuer machen, so liebevoll und pfleglich behandeln, damit es ein Leben lang hält.
Nicht nur Gorillas leiden im Kongo an unserer Rohstoffverschwendung. Bereits als John Dunlop 1888 den Gummireifen erfand, wurde der benötigte Kautschuk aus dem Kongo herausgepresst - bis 1908 wurden dabei vermutlich bis zu zehn Millionen Menschen ermordet, misshandelt, verstümmelt. Diese Verbrechen gingen als "Kongogräuel" in die Geschichte ein. Sie finden ihre Fortsetzung in der heutigen Ausbeutung der Rohstoffe für unsere Handys und Computer - wieder mit Millionen Opfern.
Nach Plünderung der Rohstoffe aus dem Kongo schicken wir unseren Elektroschrott zu Europas größter Elektromüllhalde - nach Agbogbloshie, einem Stadtteil der Millionenmetropole Accra in Ghana, einer der giftigsten Orte der Erde. Jedes Jahr landen dort etwa 250.000 Tonnen ausrangierte Computer, Smartphones und anderer Elektroschrott, die Gesundheit und Umwelt der Menschen zerstören. Wer sich Luxussorgen um "Datenklau" macht, sollte sich vor dem nächsten Handykauf die Filme "Welcome to Sodom" und "Das Kongo Tribunal" ansehen.
Mit freundlichen Grüßen,
Sabine Matthes
81477 München
Tel.: 089-791.8513